Tierschutz in LvivDem Lviver Tierschutzverein gehört das erste in der Ukraine Tierheim „Myloserdia“ (Barmherzigkeit).
2006 schlossen sich dem Verein jüngere Menschen an (über
http://forum.ua-vet.com) und begannen mit seiner Modernisierung.
Auf 0,8 ha leben heute ca. 200 Hunde – bis zur Vermittlung oder bis zu ihrem Lebensende. Auf dem Gelände gibt es zwei Häuser. Gefüttert werden Hunde mit Brei (400-500 Liter pro Tag) mit Fleischresten, die das Tierheim von Fleischverarbeitungs- und Großhandelsbetrieben kostenlos bekommt. Die Grütze fürs Brei wird eingekauft (Verbrauch – ca. 50 kg = ca. 12 Euro pro Tag)
Zwei Volontäre beschäftigen sich täglich im Tierheim mit Welpen, kranken Hunden, dem Empfang der Neulinge, der Vermittlung, kommunizieren mit Bürgern. Zwei angestellte Arbeiter hauen Holz, kochen und verteilen Brei, räumen auf. Für ihren Gehalt sammeln wir monatlich „Mitgliedsbeiträge“. In der Stadt (Tierbedarf-Läden, Tierkliniken) stehen versiegelte Opferkisten, die ca. 500 UAH pro Monat einbringen.
Das Geld braucht man auch ständig für Tierarztbesuche, Medikamente, Impfstoffe. Das Tierheim hat keinen Tierarzt, jedoch in der Stadt gibt es genug Tierärzte, die Tierhelfer unterstützen.
Ein großes Problem sind die Stromrechnungen, und da helfen Sponsoren – Privatpersonen und Unternehmer. Dank ihnen wurden in den letzten 2 Jahren auch 15 neue Gehege gebaut, 2010 – 30 neue Hundebuden, die beiden Dächer wurden renoviert. Jetzt suchen wir nach dem Sponsor für den Erwerb eines „Multikessels“ (für diverse Brennstoffe), sowie für die Rekonstruktion des halbfertigen Gebäudes.
Das neue Tierschützerteam hat die unkontrollierte Vermehrung im Tierheim eingestellt: seit drei Jahren kommen keine Welpen im Tierheim zur Welt. Hunde werden nach Möglichkeit sterilisiert oder mindestens getrennt gehalten. Katzen und Kater werden alle ausnahmslos sterilisiert.
Die Katzenabteilung im Tierheim wurde 2008 geschlossen: die Katzen werden jetzt in den Wohnungen der Volontäre gehalten. Pro Jahr werden ca. 150 Katzen vermittelt.
Im vergangenen Jahr wurden 110 Hunde (inkl. Welpen) vermittelt. Außerdem gelingt es, einen Teil der Tiere direkt, d. h. ohne ihren Aufenthalt im Tierheim zu vermitteln.
Neue Familien für Tiere werden durch Anzeigen gesucht. In den letzten Jahren hat sich eine gute Zusammenarbeit mit Medien (Presse, TV) entwickelt. Seit 2008 wurden viermal große „Unterhaltungs- und Informationsveranstaltungen“ auf dem Markt-Platz durchgeführt. Im regionalen staatlichen Radio gibt es eine wöchentliche 3-minütige Sendung über das Tierheim. Dreimal wurden Kalender des Tierheims gedruckt. Regelmäßig wird die Quote der Stadtverwaltung für soziale Werbung genutzt – in der Stadt hängen immer wieder Bill-Boards des Tierschutzvereins.
Einigermaßen gibt es eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung auf verschiedenen Ebenen, auch der Bürgermeister – wenigstens in seinen Auftritten – bekundet sein Bestreben, das Problem obdachloser Tiere zivilisiert zu lösen. Unter anderem bekam das Tierheim in diesem Jahr von der Stadtverwaltung 40 Taus. UAH (3.800 Euro) für die Grütze. Diese Förderung ist aber nicht selbstverständlich – man muss sie jedes Jahr neu erkämpfen.
Im Sommer 2011 wurden in Lviv ca. 70 Fälle der Hundevergiftungen registriert. Da 30 davon in der Nähe des neu erbauten Stadions für die EM 2012 stattfanden, ließ es uns glauben, dass das eine von der Stadt initiierte Maßnahme im Auftrag der UEFA war. Die Stadtverwaltung versichert aber, dass das private Täter waren und bekundet ihre Bestrebung, die Täter zu finden und zu bestrafen. Leider tut sich in dieser Sache nichts: Die Polizei ist uninteressiert und verheimlicht das nicht mal.
Es besteht jedoch noch ein großes Problem, das leider alles Positive bei der Kooperation mit der Stadt überwiegt: das Lviver Kommunalunternehmen „Löwe“, das in den schlimmsten postsowjetischen Traditionen fungiert. Die „Jäger“ dieser Einrichtung fangen streuende Hunde, Hunde werden beim Fangen verletzt, 5 Tage (?) in engen Käfigen gehalten und dann utilisiert. Das heißt getötet (auch nicht schmerzlos!). Ca. 60 pro Monat. Es ist unmöglich, die Tätigkeit des Kommunalunternehmens zu kontrollieren; es gibt keinen rechtlich festgelegten Mechanismus der Zusammenarbeit zwischen dem Kommunalunternehmen und den Tierschutz-NGOs, deshalb gelingt es nur mit privaten Beziehungen, einen Teil der Hunde vorm Einschläfern zu retten. 2008-2009 wurde ein Versuch unternommen, auf der Basis des Kommunalunternehmens eine Sterilisierungsstation einzurichten, aber er scheiterte wegen Geldmangel.
Das Lviver Tierschutzverein tritt eindeutig gegen die Einrichtung eines Kommunaltierheimes auf. Unserer Meinung nach erlaubt das Korruptionsniveau in unserem Staat es nicht, so eine fette Pfründe zu schaffen. Wir sind der Meinung, dass der einzig akzeptable Weg die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und Tierschutz-NGOs, insbesondere dem Lviver Tierschutzverein ist.
Unsere Vision einer zivilisierten Lösung des Problems:
- Verstärkte Förderung des schon existierenden Tierheims „Myloserdia“
- Ein kommunales Sterilisierungsprogramm. Es soll jedoch nicht ausschließlich dem Kommunalunternehmen „Löwe“ überlassen werden, wie es beim vorigen Versuch der Fall war. Sondern soll man an Kiew und Chmelnickiyi Beispiel nehmen, wo alle (oder viele) Tierarztkliniken kostenlos sterilisieren und das wird dann mit der Stadt verrechnet. Auf solche Weise wird man den Umfang der Sterilisierungen vergrößern, die Qualität der Operationen garantieren und den Missbrauch minimieren können.
Fotokollagen aus unserem Tierheim (für Vergrößung anklicken)